Zeitungsartikel "Freies Wort" von Jutta Rapp 18.03.2024
Passionsandacht des Religionskurses der Klasse 10 des Heinrich-Ehrhardt-Gymnasiums in der Magdalenenkirche Zella-Mehlis am vergangenen Freitag. Foto: Michael Bauroth
In der Mehliser Magdalenenkirche gestaltete der Religionskurs der Klasse 10 des Heinrich-Ehrhardt-Gymnasiums vor vielen Besuchern eine Passionsandacht.
So wie es Tradition ist, dass in der sieben Wochen umfassenden Passions- oder Fastenzeit mit Beginn am Aschermittwoch bis zum Karfreitag der Kreuzigung Jesu gedacht wird, so feierte der Religionskurs der Klasse 10 des Zella-Mehliser Ehrhardt-Gymnasiums in der Zeit vor Ostern seine Passionsandacht.
Im Vater Unser heißt es: Unser täglich Brot gib uns heute! Und genau diesem Motto haben sich die Zehntklässler des Gymnasiums bei ihrer Andacht am Freitag verschrieben. Dass der Gottesdienst damit vor allem bedeutet „Brot für die Welt“, liegt daran, dass die Aktion 2024 auf 65 erfolgreiche Jahre zurückblicken kann. Neun Schüler hatten sich intensiv im Unterricht und in ihrer Freizeit darauf konzentriert und die Aufgaben untereinander aufgeteilt. Vorbereitet hat sich Sebastian Thomas auf seine selbstverfasste Predigt, „indem ich mir bei meinem Freund Otto Ziegler Hilfe geholt habe, mit dem ich dann zu einem persönlichen Gespräch bei Pfarrer Michael Schuft war. Wir haben erfahren, wie eine Predigt aufgebaut wird und was die wichtigsten Punkte sind; vor allem den Inhalt betreffend, beginnend mit der Begrüßung über lebensnahe und die Menschen ansprechende Beispiele bis hin zu passenden und verbindenden Bibeltexten,“ erklärt Sebastian Thomas. Und so konnte sich jeder Schüler langfristig mit der Ausgestaltung der Andacht beschäftigen. Mit aktiv dabei war auch Elli Fischer. „Seit der fünften Klasse habe ich Religionsunterricht. Ich finde es immer gut, wenn man an etwas glaubt, und ich bin auch gläubig. Deswegen ist der Reli-Unterricht gut, und es ist auch ganz passend, bei dieser Tradition der Schule mitzumachen,“ sieht es die 16-jährige Schülerin.
Ganz schön aufgeregt waren die neun Jugendlichen, als die Glocken pünktlich 12 Uhr die Gemeindemitglieder in die Kirche riefen. Die Schüler der Religionskurse der Klassen 5 bis 9 waren unter den Gläubigen und konnten sich schon mal auf ihren Beitrag in den nächsten Jahren vorbereiten. Viele Eltern aus der Gemeinde Zella-Mehlis haben ihre Kinder so noch nicht erlebt. Die Schüler bewahrten trotz der inneren Aufregung die äußere Ruhe und bewiesen unter anderem mit zwei Rollenspielen und dem Einsatz moderner Medien ihre Identifikation mit Motto Brot für die Welt. So forderten sie die Gemeindemitglieder und die anwesenden Schüler auf, über die Not und den Hunger in der dritten Welt sowie den sinnvollen Umgang mit Nahrungsmitteln nachzudenken und ihren eigenen Umgang mit Brot zu überprüfen. Auch die wundersame Geschichte aus dem Markusevangelium über die Speisung der 5000 hatten die 16-Jährigen in ihr Programm eingebaut. Sebastian Thomas erinnerte in seiner Predigt an die Worte Jesu „Ich bin das Brot des Lebens“, sprach von Gottes Fürsorge in schwierigen Zeiten, der er die Nahrungsmittelverschwendung in den reichen Ländern gegenüberstellte. Und er mahnte an, der Arbeit der Bauern mehr Achtung zu schenken – und damit auch den Lebensmitteln.
Der Gottesdienst hatte alles, was dazu gehört und wurde von Gesang und Orgelspiel umrahmt. Es war die Feuertaufe für die Zehntklässler.
„Dafür haben die Jugendlichen ihre Freizeit geopfert, und das ist schon deshalb lobenswert, weil ja parallel noch die Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen am Ende der 10. Klasse laufen. Deshalb bin ich als Religionslehrerin stolz auf meine Schüler, die die Andacht in sehr ansprechender Qualität der Gemeinde und den vielen Gästen geboten haben,“ sagte Christiane Vogel. Immerhin haben sich die fünf Jungen und vier Mädchen ein Vierteljahr intensiv der aktuellen Thematik gewidmet.
„Ich finde es sehr wichtig, dass die Jugendlichen selbst in die Lage versetzt werden, ihre eigenen Gottesdienste zu feiern, weil sie ihre eigenen Formate brauchen und suchen und wollen. Im normalen Sonntagsgottesdienst erreichen wir dieses Altersspektrum nicht. Ich finde diese Andachten von einem ungeheuren und nicht zu unterschätzenden Wert,“ erklärte Pfarrer Michael Schuft. Bei dem klassischen und gut besuchten Gottesdienst saß Kantor Sebastian Schmuck an der Orgel. Am Ende erteilte Pfarrer Schuft den Segen für die Gemeinde.